Nur wenige Hundehalter haben den Luxus, mit ihrem Hund zu Hause bleiben zu können oder ihn mit zur Arbeit zu nehmen. Doch Hunde sind soziale Tiere – ihr Wohlbefinden hängt stark von Gesellschaft, Beschäftigung und festen Routinen ab. Selbst wenn dein Hund äusserlich ruhig bleibt, heisst das nicht, dass er sich wohlfühlt. Trennungsstress kann auch still verlaufen.
In der Natur werden schwache und kranke Tiere zurückgelassen oder müssen sterben. Vielleicht sind manche Hunde auch deshalb besonders darauf bedacht, den Anschluss zu ihrer Familie zu halten. Doch was passiert, wenn sie regelmässig viele Stunden allein sind?
Inhalt
- Wie erkennen wir Trennungsstress?
- Wie lange darf ein Hund allein bleiben?
- Übungen gegen Trennungsstress
- Lösungen für Hunde, die nicht gern allein sind
- Zweithund als Lösung?
Wie erkennen wir Trennungsstress?
Ein gestresster Hund zeigt sich häufig laut und ausser sich, wenn die Besitzer heim kommen, fiept er und springt sie an – nicht nur weil er sich freut sie zu sehen. Er macht ihnen Vorwürfe und möchte mit dem Anspringen zeigen, dass das Zurückbleiben nicht ok für ihn war. Wenn ein Hund sich allein zu Hause wohl fühlt, kommt er respektvoll wedelnd auf Frauchen und Herrchen zu.
Hunde, die nicht ans Alleinsein gewöhnt sind, zeigen oft folgende Anzeichen von Trennungsangst:
- Heulen oder Bellen, sobald der Halter geht
- Zerstörungswut (z. B. Möbel oder Türen anknabbern)
- Unsauberkeit trotz Stubenreinheit
- Rastlosigkeit oder Zittern
Aber ein stiller Hund kann also ebenso leiden wie einer, der bellt oder Türen zerkratzt. Insbesondere ältere, introvertierte oder harmoniebedürftige Hunde leiden ruhig teilweise sogar stärker, als Welpen, die laut heulen oder Hunde, die ihre Ärger zeigen.
Viele Halter sind erleichtert, wenn ihr Hund zu Hause ruhig bleibt. Doch wie bereits erwähnt, Stille bedeutet nicht immer Wohlbefinden. Studien zeigen, dass viele Hunde innerlich stark gestresst sind, selbst wenn sie nach aussen entspannt wirken. Eine Untersuchung der Universität Bristol hat dies eindrucksvoll belegt: Forscher filmten 40 allein gelassene Hunde und massen ihre Stresswerte im Blut. Das Ergebnis war erschreckend – 34 von 40 Hunden litten stark unter der Isolation. Und bei 19 Hunden erkannten nicht einmal Experten auf Video, wie gestresst sie wirklich waren.
Wie lange darf ein Hund allein bleiben?
Jeder Hund muss lernen, auch einmal alleine zu bleiben. Doch täglich acht oder mehr Stunden ohne Gesellschaft und Beschäftigung zu verbringen, ist für keinen Hund fair oder gesund. Hunde brauchen nicht nur körperliche Auslastung, sondern auch mentale Stimulation und soziale Interaktion. Wer seinen Hund täglich lange allein lässt, riskiert Verhaltensprobleme, Unsicherheiten und sogar gesundheitliche Folgen durch Stress.
Die maximale Zeit hängt von mehreren Faktoren ab:
✅ Alter: Welpen sollten gar nicht allein sein, ältere Hunde können einige Stunden warten.
✅ Gesundheit: Kranke oder alte Hunde brauchen oft mehr Betreuung.
✅ Rasse & Charakter: Sensible oder sehr soziale Hunde leiden mehr unter Einsamkeit.
✅ Gewohnheit: Hunde, die langsam daran gewöhnt wurden, sind stressresistenter.
Als Faustregel gilt: Vier Stunden sind für die meisten Hunde das Maximum. Mehr als sechs Stunden sollten es nur in absoluten Ausnahmefällen sein – und auch dann mit Möglichkeiten zur Versäuberung und Beschäftigung.

Übungen gegen Trennungsstress
Ein gezieltes Training hilft, jaulen, zerstören und Trennungsangst vorzubeugen. Dafür ist das schrittweise Gewöhnen an kurze Trennungen ist entscheidend und eine vertrauensvolle Mensch-Hund-Beziehung. Wenn dein Hund schlecht allein bleibt, gibt es verschiedene Methoden, um ihn behutsam daran zu gewöhnen. Einige bewährte Ansätze sind:
- Übungen steigern: Erst wenige Minuten allein lassen und die Dauer langsam erhöhen. Deckentraining kann auch helfen.
- Sicherheit vermitteln: Kein lautes, emotionales Verabschieden oder Begrüssen, um keine Erwartungshaltung aufzubauen. Beim Abschied den Hund mit einem positiven Gefühl anlächeln, ruhig gehen und ebenso wieder kommen.
- Entspannung fördern: Ein langer Spaziergang und Beschäftigung vor dem Alleinsein kann helfen, denn müde Hunde sind entspannter.
- Kauartikel oder Suchspiele: Beschäftigungsspiele für Hunde helfen gegen Langeweile vor allem bei Welpen.
- Entspannungssignale etablieren: Bestimmte Geräusche oder Rituale können Sicherheit vermitteln.
- Kein Bestrafen: Rückfälle sind normal – Geduld ist entscheidend.
Lösungen für Hunde, die nicht gern allein sind
Nicht jeder Hund kann gut allein sein – und das ist völlig normal. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Hunde nicht dafür geschaffen sind, lange isoliert zu sein. Wenn dein Hund unter dem Alleinsein leidet, solltest du nach Alternativen suchen:
DogSharing – Die ideale Lösung für Menschen, die sich gegenseitig unterstützen möchten.
Hundesitter oder Freunde – Frag dein Umfeld um Hilfe, oft sind Nachbarn oder Familie bereit.
Hundetagesstätte oder Bürohund? – Immer mehr Arbeitgeber erlauben Hunde im Büro.
Jede Lösung braucht eine sanfte Eingewöhnungszeit, bis ein Hund sich am anderen Ort wohl fühlt. Bitte Hunde nicht einfach wie eine Sache an eine neue Person übergeben! Es empfiehlt sich mindestens einmal gemeinsam Spazieren gehen, den neuen Ort mit dem Hund gemeinsam zu besuchen und wenn alles passt, kann man ihn mal kurz dort lassen. Die Betreuungszeit kann danach langsam gesteigert werden. Wichtig ist, dass die erste Betreuung nur kurz ist, damit der Hund weiss, Frauchen oder Herrchen kommen zurück.

Zweithund als Lösung?
Ja, aber mit Bedacht! Ein neuer Hund sollte immer passend zum bestehenden Hund ausgewählt werden. Besonders Tierheimhunde oder DogSharing-Hunde (Teilzeithunde – Hundehalter helfen sich gegenseitig mit ihren Hunden aus) können eine gute Option sein, weil die Hunde sich zuerst kennenlernen können – denn auch Hunde mögen nicht jeden Artgenossen und die Kombination von Hunden entscheidet auch darüber, ob die Hunde sich wohl fühlen, sich miteinander beschäftigen oder zusammen Krawall mache. Deshalb sollte ein Hund achtsam gewählt werden. Zunächst sollten die Hunde gemeinsam Zeit mit dem Besitzer Zeit zuhause verbringen, bevor man sie allein lässt. Doch auch zu zweit sollten Hunde nicht endlos allein bleiben. Sie müssen sich mindestens alle vier Stunden versäubern können, ältere Hunde und Welpen noch öfter.
Fazit: Verantwortung übernehmen!
Hunde sind soziale Tiere – sie gehören nicht acht Stunden täglich allein in eine Wohnung. Sie haben Gefühle und Bedürfnisse, denn sie sind keine Maschinen, die einfach abgeschaltet werden können, wenn es gerade nicht passt. Ein verantwortungsvoller Hundehalter sucht aktiv nach Lösungen, um seinem Hund ein erfülltes Leben zu ermöglichen.
Bitte teile diesen Beitrag, damit weniger Hunde einsam sind. Hast du eigene Erfahrungen oder Tipps? Dann schreib sie in die Kommentare!
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